Erna-Maria Kandner
24. Juli 1892 – 25. Juli 1964
Erna Maria Kandner (geborene Katz) wird 1892 in die Familie eines jüdischen Kaufmannes geboren. Nach Abschluss der Schule und Ausbildung arbeitet sie als Disponentin. Die Familie zieht 1938 nach Berlin. Ihre Mutter stirbt 1942 im Jüdischen Krankenhaus, der Vater wird im August 1942 nach Theresienstadt deportiert und ermordet. Erna-Maria Kandner ist durch ihre Ehe mit dem „Arier“ Philipp Kandner (1880-1957) vor der Deportation geschützt. Sie selbst gilt für das NS-Regime als „Volljüdin“ beziehungsweise „nichtarische Christin“, obgleich sie katholisch getauft ist. Von 1943 bis zum Kriegsende muss sie in Berlin Zwangsarbeit leisten.
„Ich selbst wurde zu erniedrigender Zwangsarbeit gepresst […], gehetzt und verfemt, in ständiger Todesangst ohne Ruhe u. Rast, monatelang, jahrelang in immer steigendem Masse bis zum Ende des ‘1000 jährigen Reiches‘“.
Erna-Maria Kandner, Bericht an den Berliner Magistrat,
29. März 1959
Nach dem Zweiten Weltkrieg geht Erna-Maria Kandner in die Berliner Bezirkspolitik. Als Mitglied der „Liberal-Demokratischen Partei“ ist sie 1949 Abgeordnete in der Schöneberger Bezirksverordnetenversammlung. Überdies engagiert sie sich in der Leitung des Berliner Frauenausschusses des Bezirks, ist Vorsitzende des Sozial- und Arbeitsausschusses sowie Schriftführerin des Bau- und Wohnungsausschusses. Anfang der 1950er-Jahre zieht sie nach Zehlendorf und sitzt dort für die FDP im Bezirksparlament. Im Jahr 1954 wird sie für ihre Partei Vertreterin in der Berliner „Arbeitsgemeinschaft der Vertretungen politisch, rassisch und religiös Verfolgter“.
Seit 1948 gehört Erna-Maria Kandner dem „Verband der Opfer der Nürnberger Gesetze“ an, der Vorgängerorganisation des BVN. Im Jahr 1952 wird in den Vorstand der Bezirksgruppe Zehlendorf gewählt; ein Jahr später ist sie deren stellvertretende Vorsitzende der Gruppe. Als erste Frau gehört sie 1953 zum Vorstand des Landesverbandes, im Jahr 1957 wird sie sogar stellvertretende Vorsitzende des BVN. Sie engagiert sich insbesondere im Kampf gegen neonazistische Umtriebe. Anfang 1959 verlässt sie aus Protest gegen die Vorstandspolitik den Verband. Kurz vor ihrem Tod wird sie 1963 wieder Mitglied. Erna-Maria Kandner stirbt 1964 in Berlin.