Ursula Etscheit-Wolff

13. Juni 1905 – 19. Januar 1981

Ursula Etscheit-Wolff (geborene Wolff) wird 1905 in Reppen geboren. Nach dem Lyzeum arbeitet sie in der Anwalts­kanzlei ihres Vaters. Ende der 1920er Jahre geht sie nach Stettin in eine Kanzlei jüdischer Anwälte. Nach der Macht­übertragung an die National­sozialisten verliert sie ihre Anstellung. Ihr Vater gilt unter dem NS-Regime als „Volljude“ obwohl er evangelisch getauft ist. Seine Töchter werden als „Mischlinge 1. Grades“ anti­semitisch angefeindet. Ursula Wolff zieht Ende 1933 nach Berlin. Sie wird Büro­leiterin in der Kanzlei des Zentrum-Politikers Alfred Etscheit. Bei ihm findet sie Rückhalt; aus einer Freundschaft wird eine Beziehung. Nach den „Nürnberger Gesetzen“ dürfen sie nicht heiraten. Erst 1951 wird ihre Ehe nachträglich anerkannt.

Alfred Etscheit steht im Wider­stand gegen den National­sozialismus. Die Gestapo verhaftet ihn 1944 und ver­schleppt ihn ins Konzen­trations­lager Ravens­brück in den „Prominenten­trakt“. Seine Verlobte schafft es mehrere Male, ihn zu besuchen. Schließlich wird Ursula Wolff eben­falls inhaftiert und von März bis Juni 1944 in Ravensbrück fest­ge­halten. Alfred Etscheit wird in das Konzentrations­lager Flossenbürg verlegt und dort im September 1944 ermordet.

„Mein Vater war jüdischer Abstammung. Schon zu Hause hatte ich die Schwierigkeiten kennen gelernt, die sich schon vor 1933 besonders in den Kleinstädten und auf dem Lande während des Kampfes der Nazis um die Macht durch den immer gesteigerten Antisemitismus ergaben.“

Ursula Etscheit-Wolff, Bericht für das Berliner Entschädigungsamt,
16. April 1953

Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitet Ursula Etscheit-Wolff als Verwaltungs­angestellte. Von 1950 bis 1953 ist sie in Berlin-Wilmers­dorf Spruch­kammer­vorsitzende für Entnazi­fizierung, danach arbeitet sie für den Senat. In Berlin-Grunewald gehört sie zu den Mit­begründern der LDP, der späteren FDP. Von 1948 bis 1958 und von 1963 bis 1967 ist sie für die Partei Bezirks­verordnete in Wilmers­dorf. Die FDP nominiert sie mehrmals für den Beschwerde­ausschuss für Angelegen­heiten der NS-Verfolgten. Bis in die späten 1970er Jahre ist sie zudem FDP-Vertreterin in der Arbeitsgemeinschaft der Verfolgten­organi­sationen. 

Dem „Verband der Opfer der Nürnberger Gesetze“ tritt Ursula Etscheit-Wolff Ende 1946 bei. Sie ist im Vorstand der Bezirks­gruppe Wilmersdorf aktiv, ebenso gehört sie von 1963 bis 1981 als Beisitzerin zum BVN-Landes­vorstand. Noch im Juni 1980 wird sie zum Ehren­mitglied des BVN ernannt. Anfang 1981 stirbt Ursula Etscheit-Wolff in Berlin.