Werner Goldberg
9. Februar 1919 – 28. September 2004
Werner Goldberg wird 1919 in Berlin in die Familie eines Bankdirektors geboren. Er besucht ab 1929 das Gymnasium in Berlin-Grunewald mit dem Ziel, nach dem Abitur Medizin zu studieren.
Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten ist die Familie Goldberg zahlreichen Schikanen ausgesetzt. Sein Vater, der getauft ist, verliert aufgrund seiner jüdischen Herkunft die berufliche Existenz. Werner Goldberg gilt nach den Nürnberger Gesetzen als „Mischling 1. Grades“. Aufgrund der permanenten antisemitischen Anfeindungen entschließt er sich 1935, die Schule vorzeitig zu verlassen. Er absolviert eine kaufmännische Lehre in einer Firma für Lederbekleidung.
„Ich war im Kindergottesdienst der Grunewald-Kirche, wo ich von Bonhoeffer, der dort als Vikar tätig war, betreut wurde. Ich bin dort von Pfarrer Priebe getauft und bei Pfarrer Neumann als Junge im Gottesdienst gewesen. Daher stammen meine Erinnerungen, die natürlich zum Teil schon sehr verblasst sind, denn ich gehöre zum Geburtsjahrgang 1919.“
Werner Goldberg, Brief an Jane P.,
1. Juli 1996
Werner Goldberg wird 1938 zum Reichsarbeitsdienst und dann in die Wehrmacht eingezogen. Er nimmt am Polenfeldzug und am Feldzug gegen Frankreich teil. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft wird er im Sommer 1940 aus der Armee entlassen. Als sein Vater bei der „Fabrikaktion“ im Februar 1943 verhaftet und im Sammellager Rosenstraße festgehalten wird, gehört Werner Goldberg zu den öffentlich Protestierenden gegen diese Maßnahme. Ende 1944 entgeht er selbst der Einziehung zur Zwangsarbeit für die „Organisation Todt“, da er wegen eines Unfalls im Krankenhaus liegt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitet Werner Goldberg bis 1952 bei den städtischen Theaterbühnen im Ost-Teil der Stadt. Er wird 1952 entlassen und findet 1954/1955 eine Anstellung beim „Sender Freies Berlin“. Für die CDU sitzt Werner Goldberg von 1958 bis 1979 im Abgeordnetenhaus, 1985 wird er zum Stadtältesten von Berlin ernannt.
Im Herbst 1946 tritt Werner Goldberg dem Verband der „Opfer der Nürnberger Gesetze“ bei. Im Vorstand des BVN hat er 1953/1954 das Amt des Schatzmeisters inne. Von 1967 bis 1975 ist er stellvertretender Vorsitzender des Verbandes. Er zählt zum Wiedergutmachungsausschuss der CDU und ist seit 1959 Vertreter der Partei in der Berliner Arbeitsgemeinschaft der Verfolgtenorganisationen, zu deren Vorstand er seit 1976 gehört. Er wird stellvertretender Vorsitzender des ZDWV und 1987 in Berlin Stiftungsratsvorsitzender der „Stiftung Hilfe für Opfer der NS-Willkürherrschaft“. Das Amt des BVN-Vorsitzenden bekleidet Werner Goldberg für fast drei Jahrzehnte von 1976 bis zu seinem Tod im Jahr 2004.