Fritz Pinkus
27. Januar 1895 – 7. Juli 1965
Fritz Pinkus wird 1895 in Berlin als Sohn eines jüdischen Fabrikanten geboren. Nach dem Realschulabschluss und freiwilligem Militärdienst absolviert er von 1911 bis 1913 eine Banklehre und arbeitet anschließend im selben Unternehmen weiter. Unterbrochen wird seine Tätigkeit durch den Ersten Weltkrieg, an dem er als Soldat teilnimmt. Im Jahr 1921 heiratet er Elfriede Becker. Sie bekommen einen gemeinsamen Sohn.
In der Weimarer Republik ist Fritz Pinkus Börsenvertreter. Nach der Machtübertragung 1933 an die Nationalsozialisten muss er seine Tätigkeit aufgeben. Das Arbeitsamt vermittelt ihn Anfang der 1940er-Jahre ausschließlich für harte körperliche Arbeiten. Während der „Fabrikaktion" im Februar 1943 wird Fritz Pinkus verschleppt und mehrere Wochen in festgehalten. Nur die „Mischehe“ mit seiner Frau Elfriede schützt ihn vor der Deportation. Bis April 1945 leistet er schwere Zwangsarbeit.
Nach dem Zweiten Weltkrieg tritt der SPD-Angehörige Fritz Pinkus 1946 in die SED ein. Er arbeitet bis 1948 beim Bezirksamt Pankow. Danach ist er für die Deutsche Handelsgesellschaft tätig. Anfang 1950 wird er wegen „antisowjetischer Haltung“ aus der SED ausgeschlossen. Er bemüht sich um eine Zuzugsgenehmigung nach West-Berlin und gerät ins Visier der DDR-Staatssicherheit. Im Dezember 1950 flieht Fritz Pinkus mit seiner Familie nach West-Berlin, wo er als Bankkaufmann arbeitet.
„Bis zum Jahr 1949 war ich Ministerialrat im Ministerium des deutschen Innen- und Außenhandels in Berlin und mußte aufgrund meiner politischen Einstellung – d.h. daß ich mit dem Ulbricht-System nicht einverstanden war – bei Nacht und Nebel Ostberlin verlassen, um meiner Verhaftung zu entgehen. Die Folge ist, daß ich noch heute mit meiner Familie auf der sogenannten “Schwarzen Liste“ stehe.“
Fritz Pinkus, Brief an Hermann M. Görgen,
18. Dezember 1959
Im Jahr 1951 wird Fritz Pinkus Mitglied im BVN. Seit 1955 ist er Vorstandsmitglied der Bezirksgruppe Tiergarten. Anfang 1957 wird er Vorsitzender des Landesverbandes. In seine Amtszeit fallen die Aufnahme des BVN in den ZDWV und verstärkte internationale Kooperationen. Von im forciert besteht von 1959 bis1961 der Zeitungsverein „Gemeinsamkeit e.V.", der „Die Mahnung“ zu einer großen Zeitung machen soll. Für seinen Einsatz für die Sache der NS-Verfolgten wird ihm 1961 das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Anfang der 1960er Jahre kommt es im BVN zu scharfen Auseinandersetzungen um den Kurs des Verbandes. Infolgedessen tritt Fritz Pinkus 1962 von seinem Amt als Vorsitzender zurück. Er stirbt 1965 während eines Kuraufenthaltes.