Nikoline Hansen

1958 –

Nikoline Hansen wird 1958 in West-Berlin geboren. Ihre Großmutter erhält 1933 als sogenannte „nichtarische Christin“ als Malerin Berufs­verbot und wird aus dem Berufs­verband ausge­schlossen. Nach dem Ende des Zweiten Welt­krieges gehört die Großmutter zu den frühen Mitgliedern des OdN/BVN in Berlin. Die Mutter von Nikoline Hansen erlebt noch lange nach dem Ende des NS-Regimes Anfein­dun­gen. In der Familie ihres Mannes wird sie mit anti­semitischen Ressentiments kon­fron­tiert, bis sie ihren Schwieger­vater mit der Bemer­kung zum Schweigen bringt, dass seine einzigen Enkel­kinder ebenfalls jüdisches Blut haben.

„Ich bin mit dem Bewusstsein aufgewachsen, dass meine Großmutter aufgrund ihrer jüdischen Abstammung rassisch verfolgt wurde und Berufsverbot erhielt. Ihr Kampf war 1945 nicht zu Ende. Ich habe sie nie kennengelernt, sie starb 1960 als ich ein Jahr alt war aufgrund ihrer verfolgungsbedingt erlittenen schweren Gesundheits­schäden. Trotzdem war sie durch ihre Bilder und die Erzählungen meiner Mutter immer präsent.“

Nikoline Hansen, Bericht an die Gedenkstätte Deutscher Widerstand,
April 2024

Nikoline Hansen wird in der zweiten Klasse umgeschult, weil es wiederholt zu Kon­flikten zwischen ihrer Mutter mit der Klassen­lehrerin kommt, die im National­sozialismus die örtliche BDM-Führerin gewesen war. Nach dem Abitur beginnt sie 1977 ihr Studium an der Freien Universität Berlin und schließt es 1996 mit einer Promotion ab. Seit 1986 arbeitet sie zugleich als Assistenz in einer natur­wissen­schaftlichen Forschungs­ein­rich­tung. Auf Anregung ihrer Mutter, die viele Jahre zum Vorstand des BVN zählt, engagiert sich Nikoline Hansen seit den 1990er Jahren ehren­amtlich im Verband und schreibt regel­mäßig als Autorin in der BVN-Zeitung „Die Mahnung“. Sie vertritt die FDP in der Berliner Arbeits­gemeinschaft der Verfolgten­organi­sa­tionen, engagiert sich im ZDWV und in der „Stiftung Hilfe für Opfer der NS-Willkür­herr­schaft“. Nach dem Tod von Werner Goldberg übernimmt Nikoline Hansen 2005 den Vorsitz des BVN und leitet zusammen mit Waltraud Rehfeld die Redaktion der Mahnung. Bis zur Auflösung des BVN im Jahr 2016 ist sie die letzte Vorsitzende des Verbandes.

Als Nachfolgerin ihrer Mutter ist Nikoline Hansen viele Jahre im Vorstand der „Deutsch-Israelischen Gesell­schaft" Berlin aktiv. Seit dessen Gründung 2008 ist sie zudem im Vorstand des „Jüdischen Forum für Demokratie und gegen Anti­semitismus e.V.“ tätig und wird 2021 zur Vorsitzenden gewählt. Darüber hinaus engagiert sie sich ehren­amtlich als Bildungs­referentin in der Leo Trepp-Stiftung und im Team des Anti-Kriegs-Museums von Tommy Spree, den sie aus dem BVN kennt.