Franz Peiser

19. April 1908 – 18. Mai 2003

Franz Peiser wird 1908 in Breslau in eine jüdische Kaufmanns­familie geboren. Sein Vater ist in der Bekleidungs­branche tätig und besitzt große Geschäfte für Mädchen- und Damen­mäntel in Breslau und Berlin. Franz Peiser absolviert nach dem Gymnasium eine Ausbil­dung in einer Kinder­kleider­fabrik. Danach besucht er die höhere Fach­schule für Weberei in Cottbus. Für ein Volontariat zieht er 1927 nach Berlin. Ein Jahr später über­nimmt er die Leitung der Zweig­nieder­lassung der „Gebrüder Peiser“ in der Kronenstraße im damaligen Berliner Textil­viertel.

Im Nationalsozialismus sind jüdische Unter­nehmen zahl­reichen Anfein­dungen und antise­mitischen Maßnahmen aus­gesetzt. Das Breslauer Geschäft der Familie Peiser wird wäh­rend der November­pogrome von 1938 ge­plündert und zerstört. Das Unter­nehmen wird noch im selben Jahr verkauft. Franz Peiser emi­griert Anfang Oktober 1938 nach Uruguay. Auf­grund der „Reichs­fluchtsteuer“, Transfer­verlusten und Auswan­derungs­kosten verliert er einen großen Teil des Familien­vermögens. 

„Am 9. November 1938 tobte in Breslau […] in den jüdischen Geschäften der Mob. Gemeinsam mit der SA drangen organisierte Menschenhorden […] auch in unser in der Schweidnitzerstraße 38/40 gelegenes Geschäftslokal ein, zerstörten die gesamte Einrichtung: Schreibmaschinen wurden gegen die Spiegel geschleudert, Stoffballen und fertiggestellte Mäntel wurden auf die Straßen geworfen, wo man schon auf die Waren wartete, in ganz Deutschland plünderten die braunen Horden …“.

Franz Peiser, Zur Geschichte der Breslauer Damenkollektion, 
Mitteilungen des Verbandes ehemaliger Breslauer und Schlesier in Israel, 
Mai 1980

In Uruguay lebt Franz Peiser in der Hauptstadt Montevideo und betreibt dort ein kleines Damen­konfek­tions­geschäft, das jedoch nur wenig einbringt. Er heiratet 1940 die aus Augsburg stam­mende Emi­grantin Annemarie Knapp. Aus ihrer Ehe gehen zwei Söhne hervor. Im Sommer 1972 kehren Franz Peiser und seine Frau nach Deutsch­land zurück. Sie ziehen nach West-Berlin und wohnen im Bezirk Wilmers­dorf. 

Noch im Jahr seiner Rückkehr tritt Franz Peiser dem BVN-Berlin bei. Er wird 1976 erstmals stellver­tretender Vor­sitzender des Verbandes. Viele Jahre fungiert er als Mitherausgeber der Zeitung „Die Mahnung“ und ist ehren­amtlich als ihr Chef­redakteur tätig. Mehr als 25 Jahre wirkt Franz Peiser im BVN-Vorstand und wird 2001/2002 zum Ehren­vorsitzenden des Verbandes ernannt. Er stirbt 2003 in Berlin.