Andere Organisationen
Nach dem Ende des Nationalsozialismus entstehen deutschlandweit Initiativen und Organisationen von NS-Verfolgten. Der BVN baut in West-Berlin, der Bundesrepublik und in weiteren westeuropäischen Ländern Verbindungen zu Verbänden und Institutionen von Überlebenden auf. Auch wird er Mitglied in nationalen und internationalen Dachorganisationen. In diesen Zusammenschlüssen streitet der Verband gemeinsam für die Entschädigung von ehemaligen Verfolgten, treibt die juristische Ahndung von NS-Verbrechen voran oder setzt sich für Gedenktage und Erinnerungsorte ein.
Berliner Arbeitsgemeinschaft
Im Herbst 1949 gehört der „Verband der Opfer der Nürnberger Gesetze“ in West-Berlin zu den Gründungsmitgliedern der „Arbeitsgemeinschaft der Vertretungen politisch, rassisch und religiös Verfolgter“. Wie im Briefkopf des Schreibens deutlich wird, ist später auch der BVN in dem Zusammenschluss vertreten.
Die Arbeitsgemeinschaft ist Ansprechpartner des Senates für die Belange der NS-Verfolgten, insbesondere in Entschädigungsfragen. Außerdem organisiert sie Veranstaltungen wie die Gedenkfeiern zum Jahrestag der Novemberpogrome.
Dachverband
Als Nachfolger der BVN-Bundesorganisation wird 1954 in Bonn der „Zentralverband demokratischer Widerstandskämpfer und Verfolgtenorganisationen“ (ZDWV) ins Leben gerufen. Der BVN-Berlin tritt dem Dachverband der NS-Verfolgtenverbände 1957 bei.
Der BVN ist eine der größten Organisationen im ZDWV. Als Mitglied des Dachverbandes nimmt er an Tagungen und Veranstaltungen der Überlebenden in der gesamten Bundesrepublik teil und baut neue Verbindungen auf. Ab 1964 ist mit Max Köhler erstmals ein Berliner BVN-Angehöriger im Vorstand des ZDWV vertreten. Werner Goldberg und Waltraud Rehfeld führen diese Arbeit fort.
Fritz Pinkus
27. Januar 1895 – 7. Juli 1965
Fritz Pinkus ist in den 1930er Jahren an der Börse tätig. Nach der Machtübertragung 1933 an die Nationalsozialisten muss er seine Tätigkeit aufgeben. Er ist Mitglied der Jüdischen Gemeinde, durch seine Ehe mit einer „Arierin“ jedoch vor der Deportation geschützt. Nach 1945 lebt Fritz Pinkus in Ost-Berlin und flüchtet 1950 in den West-Teil der Stadt.
Fritz Pinkus wird 1956 Mitglied im Vorstand und 1957 Vorsitzender des BVN-Berlin. Unter seiner Leitung tritt der Verband dem ZDWV bei. Der BVN ist nun auf vielen Veranstaltungen vertreten und knüpft neue Verbindungen. Die Zeitung „Die Mahnung“ wird zum Mitteilungsblatt des ZDWV. Pinkus möchte das Blatt sogar zur größten Zeitung der Verfolgten und Widerstandskämpfer in Deutschland ausbauen.
Als staatliche Fördergelder Anfang der 1960er Jahre geringer werden, gerät der BVN unter Druck. Nach scharfen Auseinandersetzungen um den Kurs des Verbandes tritt Fritz Pinkus Ende 1962 von seinem Amt als Vorsitzender zurück.
„Der BVN hat in Zusammenarbeit mit den befreundeten Organisationen in all den Jahren mit seinen eingeschränkten Möglichkeiten sich nicht nur für die Belange der ehemals Verfolgten eingesetzt, sondern auch zum Wiederaufbau eines neuen demokratischen Deutschlands beigetragen.“
Nikoline Hansen, 60 Jahre Bund der Verfolgten des Naziregimes e.V.,
Die Mahnung, 1. August 2006
Austausch

Quelle: Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Foto: BVN-Berlin
Auf Einladung des Senates und des BVN kommt im Juni 1964 eine Delegation von NS-Verfolgten aus den Niederlanden nach West-Berlin. Die Angehörigen der "Nederlandse Vereniging van Ex-Politieke Gevangenen uit de Bezettingstijd" (NVEPG) werden bei ihrer Ankunft auf dem Flughafen Tempelhof von zahlreichen BVN-Mitgliedern begrüßt.
Das Foto zeigt die Gruppe auf dem Rollfeld des Flughafens am 2. Juni 1964.
Wenn Sie mit dem Cursor über das Bild gehen, können Sie die Namen von bekannten Personen erfahren.
Jüdische Gemeinde
Ein besonderes Verhältnis pflegt der BVN zur Jüdischen Gemeinde von Berlin. Seit Anfang der 1950er Jahre sind fast immer Angehörige der Gemeinde im Vorstand vertreten. Auch in der Arbeitsgemeinschaft der Verfolgtenorganisationen arbeiten der Verband und die Gemeinde unter ihrem Vorsitzenden Heinz Galinski eng zusammen.
Zum hier angekündigten Schweigemarsch anlässlich des 40. Jahrestages der Novemberpogrome kommen fast 5.000 Berlinerinnen und Berliner. An der Trauerfeier im Jüdischen Gemeindehaus nimmt der BVN ebenfalls teil.
Internationale Verbindungen
Als Mitglied des ZDWV nehmen Delegierte des BVN an Veranstaltungen der „Fédération Internationale Libre des Déportés et Internés de la Résistance" (FILDIR) teil.
Auf Initiative des Berliner Verbandes findet die Exekutiv-Tagung der FILDIR Ende Januar 1969 erstmals in West-Berlin statt. Das Foto zeigt Bürgermeister Kurt Neubauer (2.v.r.) mit einigen Teilnehmern beim Empfang im Rathaus in Schöneberg.
Den Abschluss der Tagung bildet eine große Veranstaltung im Jüdischen Gemeindehaus.
Christlich-Jüdische Zusammenarbeit
In West-Berlin wird 1949 die „Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit“ gegründet, der auch Mitglieder des BVN angehören. Anlässlich des 40. Jahrestages der Novemberpogrome führen der Verband und die Gesellschaft im November 1978 erstmals zusammen eine Veranstaltung durch.
Die hier angekündigte Podiumsdiskussion im September 1985 zum 50. Jahrestag des Erlasses der „Nürnberger Gesetze“ ist eine von zahlreichen Veranstaltungen, zu der die beiden Organisationen in den 1980er Jahren gemeinsam einladen.