Josef M. Lellek
28. September 1893 – 14. April 1965
Josef Michael Lellek wird 1893 in Dometzko in Oberschlesien in die Familie des katholischen Bauerngutsbesitzers Franz Lellek geboren. Nach dem Besuch der Volks- und Mittelschule studiert er an der Technischen Lehranstalt Bodenbach/Elbe und erwirbt 1914 das Diplom als Bauingenieur. Er nimmt als Pionier am Ersten Weltkrieg teil und gerät in französische Kriegsgefangenschaft. Nach Krieg und Militärdienst in Oberschlesien arbeitete er ab 1922 bei der Kattowitzer AG für Bergbau und Hüttenbetrieb als Architekt und Ingenieur. Durch Fusionen wächst die Firma, seit 1931 leitet Josef M. Lellek das Bau- und Wohnungswesen des Unternehmens.
„Nach Ausbruch des II. Weltkrieges blieb ich bei derselben Firma. Es setzten wegen meiner jüdischen Ehefrau, von Seiten der Kreisleitung, Gestapo und des Arbeitsamtes Schikanen gegen mich ein. […] Seit 1939 mussten auch meine Ehefrau und mein Sohn ununterbrochen Schikanen, Drangsalierungen und Verfolgungen erdulden.“
Josef M. Lellek, Lebenslauf an den BVN,
1. März 1951
Josef M. Lellek heiratet 1922 die Jüdin Rosa Orgler, 1924 kommt ihr Sohn zur Welt. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges und der deutschen Besatzung beginnen für die Familie zahlreiche Schikanen und Diskriminierungen. Josef M. Lellek wird im Juli 1940 aus rassepolitischen Gründen vom Dienst entbunden. Der Unternehmensleitung gelingt es zunächst, ihn unter eingeschränkten Bedingungen wieder zu beschäftigen. Aufgrund seiner Ehe mit einer „Nicht-Arierin“ gilt er jedoch als „jüdisch versippt“. Im Oktober 1944 wird er zur Zwangsarbeit für die „Organisation Todt“ verpflichtet. In Thüringen muss er im durch Luftangriffe zerstörten Mineralölwerk in Rositz schwere Erd- und Aufräumarbeiten verrichten. Bei Verlegung des Lagers ins Konzentrationslager Flossenbürg gelingt ihm im April 1945 die Flucht.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges werden Josef M. Lellek und Rosa Lellek aus Polen vertrieben. Sie gelangen im November 1945 nach Berlin. Er schließt sich 1946 dem „Verband der Opfer der Nürnberger Gesetze“ und 1950 dem „Heimatverband der Schlesier" an. Im BVN zählte Josef M. Lellek seit 1952 zum Vorstand der Bezirksgruppe in Charlottenburg. In West-Berlin ist er wieder als Architekt tätig und ist maßgeblich am Bau des Mahnmals für die Opfer des Nationalsozialismus auf dem Steinplatz beteiligt. Als er in den Ruhestand geht, zieht er 1964 mit seiner Frau nach Wolfsburg, wo der Sohn lebt. Hier stirbt Josef M. Lellek im Jahr 1965.