Johannes Scharlock
7. September 1915 – 29. April 1972
Johannes Scharlock wird 1915 in Berlin geboren. Sein Vater ist Kaufmann in Charlottenburg. Nach der Schule absolviert er eine kaufmännische Ausbildung in der bekannten Likörfabrik von Carl Mampe. Anfang der 1930er Jahre ist Johannes Scharlock in der evangelischen Jugendarbeit im Bezirk Charlottenburg aktiv. Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten muss er als „Halbjude“ aus dem Gemeinderat austreten. Ab Herbst 1934 nimmt er regelmäßig an Veranstaltungen der Bekennenden Kirche teil und stellt sich mehrfach der Hitlerjugend entgegen. Zudem ist er Mitglied des „Grüber-Kreises“ – die kirchliche Gruppe geht auf Pfarrer Heinrich Grüber zurück, der zahlreiche „nichtarische Christen“ mit Rat und Tat unterstützt.
„Wir haben gemeinsam gegen die Nazis gearbeitet, die Meldungen des ausländischen Rundfunks verbreitet und uns gegenseitig – besonders aber unseren volljüdischen Freunden und den als ‘Geltungsjuden‘ bezeichneten Mischlingen – geholfen.“
Johannes Scharlock, Erklärung gegenüber dem Berliner Entschädigungsamt,
5. Juli 1950
Im Jahr 1934 scheitert eine Anstellung von Johannes Scharlock bei der Reichsmonopolverwaltung für Branntwein, da er aufgrund der jüdischen Herkunft seiner Mutter als „Mischling 1. Grades“ gilt. Um 1934/1935 findet er eine Anstellung bei einer Firma für Schank- und Büffet-Anlagen. Obwohl er für umfassende Bereiche des Unternehmens verantwortlich ist, wird er nur geringfügig bezahlt. Ab November 1944 zwangsverpflichtet ihn die „Organisation Todt“ zur Arbeit im OT-Zwangslager Springen, einem Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald. In diesem Lager in der Nähe von Bad Salzungen in Thüringen bleibt Johannes Scharlock bis Ende 1944. Wegen einer schweren Erkrankung begibt er sich nach Berlin und wird als arbeitsunfähig entlassen.
Im Jahr 1946 gehört Johannes Scharlock zu den Gründern des „Verbandes der Opfer der Nürnberger Gesetze“. Er wird Mitglied im Vorstand und ist von 1948 bis 1950 zweiter Vorsitzender des Verbandes. Im September 1950 wird er der Landessekretär des BVN-Berlin und bleibt bis Frühjahr 1953 in diesem Amt. Ebenfalls im Jahr 1953 zieht sich Johannes Scharlock aus der Arbeit des Vorstandes zurück, bleibt jedoch in der Bezirksgruppe des BVN in Charlottenburg aktiv. Im September 1953 tritt er eine Stelle im Berliner Entschädigungsamt an. Johannes Scharlock stirbt 1972.