Waltraud Rehfeld

10. April 1925 – 17. Dezember 2014

Waltraud Rehfeld (geborene Gossow) wird 1925 in Rathenow in eine sozial­liberale Familie geboren. Ihr Vater Emil Gossow ist Professor an der Pädago­gischen Akademie in Elbing. Ihre Mutter Hertha stammt aus der Familie des SPD-Stadt­verordneten und Päda­gogen Johannes Kose.

Die Machtübertragung an die National­sozia­listen 1933 trifft die Familie hart. Der Groß­vater wird für mehrere Wochen im KZ Oranien­burg inhaftiert. Der Vater verliert seine Anstellung an der Hoch­schule. Die Familie zieht Anfang 1934 nach Berlin, wo Waltraud Gossow das Fürstin-Bismarck-Lyceum besucht. Sie gehört einem Jugend­kreis der Bekennenden Kirche an. Die Verbrechen des NS-Regimes gegen Jüdinnen und Juden festigen ihre Distanz gegenüber dem National­sozialis­mus. Noch während des Krieges beginnt sie 1944 in Berlin ein Studium in den Fächern, Germanistik, Englisch und Französisch.

„Ich möchte die Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, um Ihnen für Ihre Autobiographie, besonders die Passage über die Fürstin-Bismarck-Schule, zu danken, denn ich war selbst Schülerin dieser Schule – und bin noch heute sehr dankbar, dass ich während der Nazizeit an einer Schule war, die nicht vom nazistischen Geist beherrscht wurde, sondern viele Lehrkräfte hatte, die den Nationalsozialismus nicht guthießen.“

Waltraud Rehfeld, Brief an Inge Deutschkron,
8. Dezember 1982

Nach dem Ende des Zweiten Welt­krieges studiert Waltraud Gossow Philosophie an der Humboldt-Universität. Mit der Verschärfung des Ost-West-Konfliktes wechselt sie an die Freie Universität im West­teil der Stadt. Im Sommer 1949 heiratet sie Helmut Rehfeld. Mitte der 1950er Jahre promoviert sie. Danach wird sie Geschäfts­führerin der Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft.

Im Juli 1971 tritt Waltraud Rehfeld dem Berliner BVN bei. Nach dem Tod ihres Mannes beginnt sie 1975 in der Leitung des BVN mitzu­arbeiten und wird zur stellver­tretenden Vorsitzenden gewählt. Im Jahr 1976 über­nimmt sie die Geschäfts­führung des Verban­des. Sie vertritt den BVN in der Berliner Arbeits­gemeinschaft der NS-Verfolgten­verbände und wird Vorstands­mitglied des Dach­verbandes der Verfolgten­organisationen ZDWV. Ebenso zählt sie zum Kuratorium der „Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusam­men­arbeit“, wirkt im Vorstand der „Deutsch-Israelischen Gesell­schaft” und wird 1987 stellvertretende Vorsitzende der Berliner „Stiftung Hilfe für Opfer der NS-Willkür­herrschaft“. Für ihr Wirken erhält sie 1994 das Bundes­verdienst­kreuz.

Waltraud Rehfeld lenkt den Berliner BVN beinahe vier Jahrzehnte. Sie stirbt 2014 in Berlin – zwei Jahre später wird der Verband aufgelöst.