Hans Faust
11. Februar 1910 – 13. April 2003
Hans Faust wird 1910 in Berlin als Sohn eines katholischen Ingenieurs geboren. Seine Mutter ist jüdischer Herkunft. Bereits während seiner Schulzeit in Charlottenburg erfährt er antisemitische Anfeindungen. Er verlässt vorzeitig die Realschule und beginnt eine kaufmännische Lehre. Nach seiner Ausbildung arbeitet er als Lagerist und Korrespondent einer Textilfirma.
Anfang der 1930er Jahre tritt Hans Faust in die KPD ein, um dem Nationalsozialismus entgegenzutreten. Im Juli 1933 wird er verhaftet und im SA-Gefängnis Papestraße schwer misshandelt. Er kommt ins Konzentrationslager Oranienburg, anschließend wird er ins Konzentrationslager Börgermoor bei Papenburg verschleppt. Im Dezember 1933 erfolgt die Entlassung. Hans Faust engagiert sich danach für die „Vereinigung 1937 e.V.“, einer Organisation für sogenannte „Mischlinge“, die nicht der jüdischen Gemeinde angehören. Im Mai 1939 wird er als Soldat eingezogen. Im November 1940 entlässt ihn die Wehrmacht, da er als „Halbjude“ als „wehrunwürdig“ gilt.
„Am 7.9.33 ging ich als ‚Prominenter‘ mit Heilmann, Ebert u.a. auf Transport noch Börgermoor, wo uns die SS in Empfang nahm. Auf ein Gnadengesuch meiner totkranken Mutter wurde ich zu Weihnachten 1933 amnestiert und fand nach meiner Rückkunft kaum noch einen meiner alten Freunde wieder.“
Hans Faust, Bericht an die Entschädigungsstelle in Berlin-Charlottenburg,
23. Februar 1949
Hans Faust arbeitet in den 1940er Jahren in einer Kohlengroßhandlung. Er unterstützt politisch Verfolgte, untergetauchte Jüdinnen und Juden oder andere „Mischlinge“ mit Lebensmittelkarten und Ausweispapieren. Im Dezember 1944 wird er von der Gestapo verhaftet und wegen „Judenbegünstigung“ im Sammellager Schulstraße gefangen gehalten. Am 22. April 19445 – unmittelbar vor der Kapitulation – wird er entlassen.
Im August 1945 eröffnet Hans Faust ein Antiquariat. Im Jahr 1946 gehört er zu den Mitbegründern des „Verbandes der Opfer der Nürnberger Gesetze“ (OdN). Er ist Lizenzträger und stellvertretender Vorsitzender des Verbandes, 1947 fungiert er kurzzeitig als Generalsekretär des OdN. Von 1953 bis 1972 arbeitet er im West-Berliner Entschädigungsamt. Daneben ist er aktives Mitglied der „Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit“ sowie freier Mitarbeiter der „Jüdischen Allgemeinen Wochenzeitung“, der Monatsschrift „Israel-Forum“ und der BVN-Zeitung „Die Mahnung“. Zu seinem 80. Geburtstag erklärt ihn der Verband zum Ehrenmitglied. Hans Faust stirbt 2003 in Berlin.